Dr. Konrad Hummel, Geschäftsführer der MWSP, hatte sich geärgert. Wir – also die IGWT, die Interessengemeinschaft der Anwohner der Wasserwerkstraße und Beim Teufelsberg, hatten uns doch tatsächlich erdreistet, „unrichtige Tatsachenbehauptungen“ bezüglich der Entwicklung der ehemaligen Offizierssiedlung anzustellen. Nun, immerhin hatte das böse Wort „Totalabriss“ gereicht, um nicht nur den Mannheimer Morgen endlich berichten zu lassen, sondern der MWSP eine Reaktion zu entlocken: Sie lud in Gestalt Herrn Hummels zum klärenden Gespräch in Franklin.
Im Vorfeld übermittelte die IGWT einen umfassenden Fragenkatalog, um das Klären zu erleichtern. Der spielte aber zunächst keine Rolle; vielmehr geriet die erste Hälfte der auf anderthalb Stunden terminierten Veranstaltung zu einer Werbeveranstaltung für die Sahle Wohnen GmbH & Co. KG., der Unternehmensgruppe, die den besseren zweiten Platz beim Wettbewerb um die Offizierssiedlung gemacht hat und mit der die Stadt „kurz vor der Vertragsreife“ (Hummel) steht. Dass diese Firma eingeladen war, nicht aber die nicht der SPD angehörenden Bezirksbeiräte aus Käfertal (ein Fauxpas, sicher, ein Versehen, bei dem nach Intervenieren von Georg Hermann, CDU, rasch zurückgerudert wurde – immerhin sah der Bezirksbeirat auf diese Weise auch mal den aktuellen Entwurf), wurde mit keinem Wort kommentiert, und so gerieten dann die ersten 45 Minuten so kaffeefahrtähnlich, dass ich unwillkürlich damit rechnete, der Sahle-Vertreter werde jeden Augenblick die kostengünstig zu erwerbenden Heizdecken auspacken.
Die zweite Hälfte der Veranstaltung gestaltete sich aufgrund entschlossenen Intervenierens von IGWT-Sprecher Klaus Meggle zumindest dialogischer, wenn auch nicht informativer. Was ich mitgenommen habe:
- Wenn zwei dasselbe sagen, meinen sie nicht dasselbe. Es ist ja eine allgemeine Crux, dass sich Politiker und ihre Zuarbeiter gerne sprachlich in Worthülsen hüllen, deren Credo die Unverständlichkeit ist. Aber das muss man sich nicht gefallen lassen. Das Wort von der „maßvollen Nachverdichtung“ im Zusammenhang mit dem, was die Sahle und die MWSP in der Offizierssiedlung planen, erinnert mich unheilvoll an einen Satz des damaligen Bundesinnenministers Friedrich „Old Schwurhand“ Zimmermann aus dem Juli 1983: „Gewaltloser Widerstand ist Gewalt.“ Oder mit anderen Worten: Wer eine Verdreifachung der Wohneinheiten auf einer gegebenen Fläche als maßvoll bezeichnet, würde auch behaupten, ein ärmelloses T-Shirt sei ein Norwegerpullover.
- Unsere Interessen interessieren die MWSP, um Klaus Meggle zu zitieren, „einen Scheißdreck“. Ich habe Sie gehört, Herr Hummel: „Sie haben keine Lobby, sie haben keine Mehrheit im Stadtrat – machen Sie ruhig Ihre Bürgerinitiative, Sie werden sich nicht durchsetzen.“ Alles klar soweit.
Wenn die Verwaltung mit dieser Zunge spricht, dann muss OB Peter Kurz, der erst jüngst wieder Glaubwürdigkeit als höchstes Gut der Politik herausstellte, sich fragen lassen, ob Bürgerbeteiligung und Transparenz wirklich so aussehen und ob er die Interessen der zum Teil jahrzehntelangen Anwohner so kaltschnäuzig wegignorieren (lassen) will, nachdem doch angeblich Profitinteressen nicht die erste Geige spielen, „maßvoll“ gearbeitet und das Interesse der Bürger (und als ich das letzte Mal nachgesehen habe, waren auch direkte Anwohner des betroffenen Gebietes Bürger der Stadt Mannheim) gewahrt werden sollte.
Glaubwürdigkeit sieht anders aus.
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