Auftrittsverbot und das achte Gebot

Union Da ahnt man nichts Böses, und plötzlich kommt ein Revanchefoul.
Zunächst mal etwas Kontext für Leute, die mich noch nicht so lange kennen. Ich bin mit 14 durch einen großartigen Gemeindepfarrer, den heute in Leipzig als Politikberater und feinsinniger Kommentator gesellschaftlicher Vorgänge tätigen Christian Wolff, zum Engagement an der evangelischen Unionsgemeinde in Mannheim-Käfertal gekommen. Dann folgte eine sehr lange Phase, in der ich dort sehr aktiv war – Friedensbewegung, Anti-Homosexuellendiskriminierungs-Arbeit, Jugendarbeit, jede Menge Musik, Kirchentagsarbeit. Insgesamt fast dreißig Jahre.
Vor ein paar Jahren bin ich dann aus der Kirche ausgetreten. Aus einer ganz großen und einer ganz kleinen Enttäuschung heraus. Die große war, dass sich die ev. Kirche in ethischen, politischen und sozialen Fragen auf die Hinterbänke der Gesellschaft verzogen hatte und statt Engagement Frömmigkeit als Innenschau betrieb. Die kleine war, wie nach Christians Weggang nach Leipzig die Gemeinde durch Inaktivität totgelegt wurde.
So habe ich das auch im von der Gemeindepfarrerin erbetenen Gespräch zum Austritt begründet. Und keinen Zweifel daran gelassen, dass ich mit der Unionsgemeinde als meiner Heimatgemeinde nach wie vor liebevoll verbunden fühle.
Schwenk in den November dieses Jahres. Amlässlich der Langen Nacht der Kunst und Genüsse haben mich die Käfertaler GRÜNEN engagiert, mit meiner Band aufzuspielen. Ein Ort war rasch gefunden: Ein alter Weggefährte und ehemaliger Kirchenältester an der Unionsgemeinde lud uns ein, das Ganze doch als gemeinsame Veranstaltung in der Kirche zu machen, mit GEPA-Verkauf fair gehandelter Waren. Grüne Infos, Fairtrade und akustische Grooves – das klang nach „match made in heaven“. Doch die Pfarrerin stellte sich quer: Ich habe mich, ließ sie den Ideengeber und den Ältestenkreis wissen, abfällig und despektierlich über die Gemeinde geäußert und sei dort als Kulturschaffender nicht erwünscht.
Hab ich nicht.
Folgenden Brief habe ich deshalb heute in die Post getan:

 

Ältestenkreis der Evangelischen Gemeinde Käfertal und im Rott

c/o Wolfgang Mentzel, Vorsitzender

Offener Brief

Lieber Wolfgang, sehr geehrte Älteste,

anlässlich der Langen Nacht der Kunst und Genüsse habe ich Günter Freund angeboten, mit meiner Band The Blue Raincoat Project in der Unionskirche aufzutreten; parallel waren ein GEPA-Verkaufsstand und ein Informationsstand der Grünen, Ortsverband Käfertal, geplant. Günter Freund war mit mir und mit Grünen-Bezirksbeirat Robert Hofmann der Auffassung, dadurch könne eine runde Veranstaltung entstehen, die zur Bereicherung des Gemeindelebens der Bürger- wie der Pfarrgemeinde dienen könnte.

Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich Pfarrerin Kyra Seufert im Gespräch mit Günter Freund gegen diese Veranstaltung – sie fand letztlich dann unter großen Zuspruch, aber leider ohne GEPA-Verkauf im Kulturhaus statt – positioniert hat mit dem Argument, ich könne in der Unionskirche nicht (mehr) tätig werden, nachdem ich mich negativ über meine Gemeinde und das Gemeindeleben geäußert habe. Ob ihr als Ältestenkreis über diesen Sachverhalt gleichlautend zur letztlichen Entscheidungsfindung über die geplante Veranstaltung informiert wurdet, ist mir nicht bekannt.

Ich finde es bedauerlich, wie wenig hier der Wahrheit die Ehre gegeben wird. Faktisch ist nämlich das Gegenteil der Fall. Ich lege Wert auf die Feststellung, dass ich mich zu keinem Zeitpunkt negativ über die Gemeinde geäußert bzw. mich von ihr distanziert habe. Vielmehr liegen mir die Kirchengemeinde, in der ich rund 25 Jahre lang sehr aktiv war, und ihr Wohlergehen nach wie vor überaus am Herzen. Die kritischen Worte, die ich im Gespräch mit Frau Pfarrerin Seufert anlässlich meines Austrittes aus der Gemeinde gefunden habe, richteten sich in keiner Weise gegen die Gemeinde.

Ich bitte den Ältestenkreis, diese Tatsache zur Kenntnis zu nehmen. Darüber hinaus verweise ich darauf, dass es sich bei diesem Schreiben um einen offenen Brief handelt, den ich auch anderweitig öffentlich zu machen gedenke.

Mit herzlichem Gruß

Oliver Hoffmann