Preisverdächtig

awardIch freue mich: Ich habe heute im Rahmen des jährlichen Amazon Translators‘ Dinners zur Buchmesse FFM den Readers‘ Choice Award für meine Übersetzung von Ilona Andrews‘ Dina – Hüterin der Tore bekommen.

Ein quirliger, überdrehter SF-(Urban)-Fantasy-Crossover-Roman mit einer starken Heldin und coolen Plottwists, der viel besser ist als sein Titel.

Danke auch an die Agentur Libelli für die Vermittlung des Auftrags!

Ein Ritter im Central Park

knightFalls noch jemand ein Geschenk für die Liebesromanleserinnen und -leser in seinem Freundes- und Bekanntenkreis sucht: ich habe da vor einer Weile ein Buch übersetzt. Es ist Theresa Ragans Ein Ritter im Central Park.

Der Roman spielt in England im Jahr 1499. Als man den Bauernhof Alexandra Dunns anzündet, überreicht ihr Großvater ihr Edelsteine mit den Worten, sie habe bis zum nächsten Vollmond, um mit einem Helden zurückzukehren.

Plötzlich steht Alexandra 2013 mitten im Central Park, aber sie hat keine Zeit, über die Wunderkräfte der Steine oder den erstaunlichen Anblick, der sich ihr bietet, nachzudenken. Sie muss einen tapferen, edlen Ritter finden, der ihr hilft, ihre Familie zu retten, ehe alles verloren ist.

Sie trifft auf den jungen Professor Joe McFarland, der an der Uni New York Mittelalterliche Geschichte lehrt. Tage später unternimmt Joe unfreiwillig eine Zeitreise ins England des Jahres 1499. Er hat nur einen Nagelknipser und ein Einwegfeuerzeug dabei, um sich zu verteidigen … und keine Zeit zum Nachgrübeln über so unplausible Phänomene wie Zeitreisen.

Es ist kein großes Buch und definitiv kein fantastischer oder gar historischer Stoff (und, so habe ich mir sagen lassen, auch nicht Ragans bestes Buch), aber wer Love Storys mag, macht nichts falsch damit.

Amazon (2)

Verleger Markus Hatzer (Foto Bernhard Aichner)

Nein, die ist kein offener Brief – obwohl ich was mit Büchern mache und zum Thema Amazon und Amazon-Bashing eine sehr dezidierte Meinung habe (s. auch vor paar Tagen, in diesem meinem Blog).

Ich möchte heute (Verzeihung ) auf das Feuilleton der FAZ und dei weisen Worte eines dort befragten Verlegerkollegen zum Thema hinweisen.

Und wenn ich noch einmal „Beugehaft“ höre, krieg ich Bauchschmerzen vor Lachen.

http://www.faz.net/-i19-7s73e

Von Leiharbeiterlasagne und Neonazigäulen

ard_amazon_reportMein Freund Thomas Zorbach wurde durch einen Artikel des Focus zum Shitstorm-Forscher. Ich vermute mal (ohne ihn am Wochenende gefragt zu haben – da hatten wir andere Themen im Kopf), derzeit kommt er vor lauter Forschen nicht mehr zum (richtige) Nachrichten hören.

Die Er-Eifersucht schlägt nämlich hohe Wellen im digitalen wie im echten Blätterwald, und man sieht denselben vor lauter Aufschrei-Bäumen bald gar nicht mehr. Worum geht es?

Es steht kein Pferd auf dem Flur, nein – es ist Pferdefleisch in der Billiglasagne. Und bei amazon.de werden Leiharbeiter scheiße behandelt.

Wow! Das ist mal ne Überraschung. Demnächst deckt noch einer auf, das Wasser nass ist. Ja was habt ihr denn gedacht, ihr Shitstürmer? Dass Amazon zur weltgrößtem Interneteinkaufskrake – äh – zum weltgrößten Internethandelskonzern geworden ist, weil es so lieb ist?

Und dann „entlässt“ Amazon werbewirksam die umstrittene Sicherheitsfirma (zweifellos nicht ohne vorher eine neue angefragt zu haben, die mit denselben Methoden weitermacht, aber die Ungeschicklichkeit vermeidet, sich mit neonazitypischem Outfit fotografieren und filmen zu lassen), die Wogen schlagen NOCH höher und alle fühlen sich edel, hilfreich und gut und feiern das als Sieg.

Und Pferdefleisch … nun ja. Mir persönlich schmeckt es nicht, aber was eine Gesellschaft isst, ist ebenso ihre interne Abrede wie die Frage, was in ihr als (strafbare) Droge gilt.  Der einzige Skandal besteht hier meines Erachtens aus der Fehletikettierung – und aus dem Grundproblem, das beiden scheinbar disparaten, in Wirklichkeit aber sehr parallelen Meldungen zugrunde liegt: der offensichtlich unumschränkten Herrschaft der Geldgier, vulgo Kapitalismus.

Was mit den toten Pferden geschah diente ebenso wie das, was mit den lebenden Leiharbeitern geschah, der maximalen Profitsteigerung bei gleichzeitiger Außerachtlassung sämtlicher Werte außer dem Mehrwert. Leiharbeit ist per se Instrument dieser Religion der Ausbeutung. „Geiz ist geil“ ist ihr Abendlied, und die Ratingagenturen in aller (westlichen) Welt, die noch immer ungestraft ihrem in meinen Augen verbrecherischen Tun nachgehen, sind ebenso ihre Hohepriester wie die Röslers dieser Welt mit ihrem Gefasel vom selbstregulierenden Markt.

Sicher würde ich gern wie ein Kollege hier „die Konsequenzen ziehen“ und Amazon links – bzw. rechts – liegen lassen, aber das ist in dem Marktsegement, in dem wir uns bewegen, schlicht unmöglich. Amazon diktiert das Überleben zumindest unseres Verlages. Das haben wir zugelassen. Ich auch. Aber solange wir an die Grundprobleme (s. o.) nicht ranwollen, sollten wir uns billige Shitstorms und Siegesfeiern über Peanuts verkneifen. Sonst bleibt alles beim Alten, mit Ausnahme simulierter Pseudo-Partizipation – und die braucht eh keiner, außer um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen.