To-Do-Listen und ein toter Vater

mutualIch habe gerade  mit großer Freude für Amazon Crossing The Mutual Admiration Society von Lesley Kagen übersetzt.

Das ist ein echt unvergesslicher Roman um große und kleine Schwestern, die Probleme des Erwachsenwerdens, die Sehnsucht nach dem endgültig Verlorenen und der schmerzlichen Suche nach Liebe. Um was geht es genau?

Die elfjährige Theresa „Tessie“ Finley ist überfordert.
Als sie einen Schrei hört und im Licht der flackernden Straßenlaternen ganz kurz einen geheimnisvollen Mann mit einer Leiche auf dem Friedhof hinter ihrem Haus sieht, setzt sie die Aufklärung dieses Mordfalls auf ihre bereits recht volle Erledigungsliste. Tessie hat sich selbst zur Präsidentin der Gesellschaft zur Gegenseitigen Bewunderung gemacht, deren Ziel es ist, Verbrechen zu bekämpfen – als hätte sie mit ihrer wahnsinnigen Trauer über den tragischen Unfalltod ihres geliebten Vaters, dem liebevollen Aufpassen auf ihre süße, aber verrückte kleine Schwester Birdie und ihrem angespannten Verhältnis zu ihrer strengen Mutter noch nicht genug zu tun. Zusammen mit ihrem Komplizen Charlie Garfield müssen sich Tessie und Birdie vor den Klatschmäulern in dem Arbeiterviertel der Fünfzigerjahre in acht nehmen, in dem sie leben – vor allem vor ihrer bösen Nachbarin Gert Klement, die die beiden Schwestern am liebsten in Heimen unterbringen würde. Natürlich müssen sie sich auch vor dem Entführer und Mörder hüten, wenn sie das größte aller Rätsel lösen wollen: das Rätsel des Lebens.
Die Gesellschaft zur Gegenseitigen Bewunderung, wie der Roman bei mir heißt, ist ein wundervolles, bezauberndes kleines Stück Literatur, todtraurig und ganz leicht zugleich – große Erzählkunst, die, wie ich fürchte, manchen potenziellen Leser nicht erreichen wird, weil sie in keine Schublade passt. Dieser Roman steckt jedenfalls voller herzerwärmendem Humor und herzzerreißender Melancholie – echte Magie.

Gut geschlafen

FjordNach über 20 Jahren treuen Absteigens im Hotel Sylter Hof bei Reisen nach Berlin (mit einer kurzen Phase der Untreue in der Hauptbahnhofsinkarnation des überall gleich gesichts- und lieblosen Motels One) hatte man dort letzte Woche kein Zimmer für mich.
Also musste etwas neues her.
Gut geschlafen und gefrühstückt habe ich letztlich im Fjord Hotel in der Bissingzeile 13, 10785 Berlin. Klar, in den Zimmern kann man nicht wie in meinem sonstigen Domizil ein Tischtennisturnier samt Umkleidekabinen veranstalten, aber hey, es gab ein Boxspringbett, den SPIEGEL, kostenloses W-Lan, sie malen lachende Gesichter auf die hartgekochten Frühstückseier, und es sind zu Fuß 3 (!) Minuten zur Arbeit.

Fjord Hotel, auch wenn dir ein Bindestrich fehlt – ich glaube, wir sehen uns wieder.