Seit Vampire vor vier Jahren ganz offiziell hatten aus ihren Särgen kriechen dürfen (wie sie selbst es scherzhaft zu beschreiben pflegten), hatte ich immer gehofft, einer von ihnen würde auch nach Bon Temps kommen. Alle anderen Minderheiten waren schließlich in unserer Stadt vertreten, warum sollte dann diese eine, die neueste, fehlen, die der rechtlich anerkannten Untoten? Aber anscheinend war der ländliche Norden Louisianas für Vampire nicht attraktiv genug. New Orleans dagegen hatte sich rasch zu einem richtigen Vampirzentrum gemausert: Anne Rice und all diese Geschichten, Sie wissen schon.
Bon Temps, eine Kleinstadt in Louisiana. In einem kleinen Cafe arbeitet hier die junge Kellnerin Sookie Stackhouse. Sookie ist ganz unscheinbar und dies soll auch so bleiben, denn sie hat eine Gabe, seit sie ein kleines Mädchen ist. Sie kann die Gedanken anderer Menschen lesen, was nicht immer sehr erfreulich ist. Doch dann passiert etwas, worauf Sookie schon gewartet hat. Eines Tages betritt ein gut aussehender Mann die Bar, eine düstere und unheimliche Aura umgibt ihn. Sookie ist fasziniert, da sie keinerlei Gedanken von ihm lesen kann. Und dies hat auch seinen Grund, denn der Unbekannte ist ein Vampir namens Bill. Auf diesen Mann hat Sookie immer gewartet und schneller als gedacht, rettet sie ihm sein Vampirleben…
„Möchten Sie das Blut trinken, das die beiden mir abgenommen haben?“ fragte der Vampir nun ganz und gar unerwartet. „Es wäre eine Möglichkeit für mich, Ihnen meine Dankbarkeit zu erweisen.“ Er wies auf die verschlossenen Ampullen, die immer noch auf der schwarzen Asphaltdecke lagen. „Mein Blut soll ja angeblich Ihr Sexualleben und Ihre Gesundheit auf Trab bringen.“
„Ich bin gesund wie ein Pferd“, erklärte ich, was nichts als die reine Wahrheit war. „Mein Sexualleben ist nicht der Rede wert. Mit dem Blut können Sie machen, was Sie wollen.“
Bill wurde von einem Paar überrumpelt, welches sein wertvolles Blut haben wollte, um damit Profit zu machen. Bill liegt gefesselt mit Silberketten am Boden und muss mit ansehen, wie das Blut aus seinen Adern geholt wird. Doch dieses Gaunerpärchen hat nicht mit Sookie gerechnet. Diese schlägt die Beiden in Flucht und befreit Bill. Dieser ist im ersten Moment nicht sonderlich dankbar, außer dass er ihr abgezapftes Blut anbietet. Sookie lehnt ab.
Schnell stellen Sookie und Bill fest, dass sie nicht nur Nachbarn sind, sondern sich auch zueinander hingezogen fühlen. Doch die Beiden müssen ihre Gefühle erst mal ein wenig zur Seite stellen, denn die Leiche einer jungen Frau wird aufgefunden. Am Körper der Toten wurden Bisswunden gefunden. Es sieht ganz danach aus, als wäre sie Opfer eines Vampires geworden. So gerät Bill schnell unter Verdacht, doch Sookies Bruder Jason gehört ebenfalls zu den Verdächtigen. Sookie weiß nicht mehr, wem sie noch trauen soll und gerät selbst in das Visier des Killers…
Der Titel und das Genre lassen hier erahnen, um was in dieser Geschichte geht. Und doch ist „True Blood“ nicht wie andere Vampirromane. Im Gegenteil, er hebt sich sogar von dem derzeit überschwemmten Markt ab.
Obwohl zu Anfang eigentlich noch gar nichts Aufregendes passiert, sind die Schilderung aus Sookies Sicht doch recht interessant und aufbauend für den weiteren Verlauf der Handlung. So wird man schnell in den Bann rund um Sookie und den anderen Bewohnern von Bon Temps gezogen und man legt das Buch nur widerwillig zur Seite.
Die Spannung dieser Geschichte resultiert auch daraus, dass der Leser gegenüber den Protagonisten im Wissensvorteil ist, welche geheimnisvollen und unheimlichen Dinge hier in Bon Temps vor sich gehen.
Autorin Charlaine Harris gelingt es, sehr lebensechte Charaktere zu schaffen und sie zeigt das beschauliche Leben in dem kleinen Südstaatenort auf anschauliche Weise. Dass hier Vampire unter Menschen leben, ist ganz normal, so wundert es nicht weiter, dass es zwischen Sookie und Bill funkt. Natürlich sind nicht alle Mitmenschen von Sookie mit den Vampiren einverstanden, dies bekommt man schnell zu spüren.
Harris gelingt mit einem humorvollen und flüssigen Erzählstil in der Ich-Form die Handlung voranzutreiben, besonders die herrliche Situationskomik ist die richtige Gewürzbrise in „Vorübergehend tot“.
Auch Spannung, Mystery und Erotik kommen nicht zu kurz und geben zusammen eine perfekte Mischung für diesen Auftakt ab. So wird mit diesem Band spannende Unterhaltung für die nächsten Bände der Sookie Stackhouse-Reihe vorgelegt.
Vorsicht Suchtgefahr!
Autorin
Charlaine Harris lebt in Arkansas mit ihrem Mann, ihren drei Kindern, zwei Hunden, zwei Frettchen und einer Ente. Sie ist eine unersättliche Leserin, gemäßigte Cineastin und gelegentliche Gewichtheberin. Ihre Romane wurden u. a. mit dem begehrten Anthony Award und dem Grand Prix Les Romantiques für die beste Heldin ausgezeichnet sowie für den Agatha Award und den Compton Crook Award nominiert.
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