Wann bricht dein Zorn sich Bahn?

werewolf_warrior_by_el_grimlock-d47whxkIch habe zur Zeit die große Ehre, für Ulisses an der Jubiläumsausgabe von Werwolf: die Apokalypse zu arbeiten. Für mich ist das nicht nur ein nostalgischer Trip in eine spannende Vergangenheit, beruflich wie rollenspielerisch.

Noch mehr als damals habe ich heute das Gefühl, dass das Spiel viel mehr als ein Spiel ist. Wir stehen tatsächlich kurz vor der Apokalypse. Und aller Wahrscheinlichkeit nach stimmt noch ein weiteres Detail des Erzählkosmos: Wir werden den Untergang wohl nicht aufhalten können, sondern allenfalls aufschieben.

Dies sind die letzten Tage –
Die Zeichen sind deutlich:
Selbst unsere Welpen wissen,
Dies ist das Zeitalter der Apokalypse

Die Menschen haben die Erde verwüstet
Die Bäume vernichtet
Die Tiere getötet
Die Luft verschmutzt
Den Boden vergiftet
Das Wasser verseucht
Das Ewige Feuer entfacht

Jetzt erhebt sich der Wyrm
Den Mond zu verdunkeln
Verschlingt alles, was er packen kann,
Jagt die Jäger.

Kein Garten ist, in den wir fliehen könnten
Nirgends ist Versteck.

Das Ende naht.

Wann bricht dein Zorn sich Bahn?

Ich kann tatsächlich nur empfehlen, einen Blick in den Hintergrund der Jubiläumsausgabe zu werfen. Ich weiß noch nicht genau wann, aber ich denke, das Crowdfunding wird demnächst losgehen.

Und wenn wir nicht alle zügig den Zorn in uns auflodern lassen und zu Streitern Gaias werden, egal ob in Occupy-Camps, im Engagement gegen Monsanto, TTIP und CETA oder in Demos gegen das hässliche Gesicht des deutschen Neofaschismus, die AfD, könnte es zu spät sein.

Schärft eure Klauen.

Deutscher Rollenspielpreis

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Es ist seit einer Weile kein Geheimnis mehr: Die deutsche Rollenspielszene hat wieder eine zentrale Auszeichnung, einen Oskarbambiecho.

Der Deutsche Rollenspielpreis (so heißt das Tierchen so schlicht wie treffend) ist ein Jurypreis, und ich habe die Ehre, in dieser Jury zu sitzen.

Außer mir gehören dazu:

  • Timo Gleichmann, Frontmann von Saltatio Mortis und aktiver Rollenspieler, der vor allem für Shadowrun Material veröffentlicht hat.
  • Mia Steingräber, eine der bekanntesten deutschen Illustratorinnen in Rollenspielbüchern. Sie hat die Optik von Rollenspiel in Deutschland in den letzten Jahren entscheidend mitgeprägt.
  • Dirk Remmecke, einst Inhaber eines Hannoveraner Rollenspielladens, jetzt Redakteur für Manga und Anime, einer der angesehensten und bestvernetzten Rollenspielexperten. Er hat Microlite20 nach Deutschland gebracht und dafür gesorgt, dass wir den isländischen Film Astrópía auf deutsch sehen konnten, wohl einenr der charmantesten Filme über das Rollenspiel.
  • Carsten Praefcke, Organisator und Veranstalter des Nordcons, des größten unabhängigen und nichtkommerziellen Rollenspielevents mindestens Deutschlands

Derzeit basteln wir an der Shortlist der eingereichten Produkte. Verliehen wird auf dem diesjährigen NordCon.

Demnächst mehr …

 

Schwerte in den Schatten

SRAm Wochenende habe ich nach langer Abstinenz wieder einmal Shadowrun gespielt, und zwar pünktlich zum Erscheinen der 5. Edition die eher ungeliebte 4.

Der unbenannte Run hatte lange vor meinem Dazustoßen zur Gruppe begonnen, und so kam Hermes alias Jannis Panagidis, griechischer Imbissbudenbesitzer und Hellsichtzauberer, mit seinem zauberhaften Akzent rechtzeitig zum Showdown gegen eine übersprungsbereite KI. Natürlich war es Ehrensache für ihn, dafür seine Imbissbude in Berlin-Friedrichshain einem Cousin zu verkaufen und im Dortmunder Unionviertel eine neue zu eröffnen.

Es war ungewohnt, aber schön, mit statt bei Guido Hölker zu spielen, und Dank geht auch an Joachim, unseren Spielleiter, die wunderbare Anja „Deleatur“ Stock und „Wildcat“ Moni sowie an Bär, der nicht da war und dessen Platz ich einnehmen durfte.

Nicht nur wegen des tollen Kalbsnackens und der Ratatouille: Schee war’s, ich komme wieder. Wir sehen uns in den Schatten!

Feder&Schwert und Uhrwerk geben ENGEL-Kooperation bekannt

ImageNun ist es offiziell: Engel, das Erzählspiel um die Sendboten des Herrn und die Angelitische Kirche, ist seit dem 1. Juni auch im Vertrieb des Uhrwerk-Verlags, Köln, verfügbar. Parallel dazu erwarb der Uhrwerk-Verlag die Rechte, vergriffene Quellenbände zu Engel wieder aufzulegen.

Damit wird die komplette Engel-Rollenspiellinie demnächst wieder in der Druckversion erhältlich sein. Die Bücher werden außerdem durch das Engagement des Uhrwerk-Verlags auch auf allen wichtigen deutschsprachigen Conventions zum Erwerb und Testspielen verfügbar sein.

Auch die Vorbestellung aller Engel-Titel im Uhrwerk-Onlineshop (http://www.uhrwerk-verlag.de/?page_id=980) ist demnächst möglich.

Engel ist eines der faszinierendsten originär deutschen Rollenspiele“, sagt Patric Götz, Inhaber des Uhrwerk-Verlags. „Wir haben bereits auf der RPC in Köln zahlreiches tolles Feedback von Spielern zu dieser Kooperation erhalten, und wir hoffen, neuen und alten Engel-Spielern damit gleichermaßen eine Freude zu machen.“

Wir freuen uns, mit dem Uhrwerk-Verlag einen Partner gefunden zu haben, der unser Spieluniversum zu schätzen weiß und bestens in der Rollenspielszene vernetzt ist.

Als erster Titel der Kooperation wird im Juli das Ordensbuch: Michaeliten erscheinen.

Engel – wie es wirklich war

gabrielitenSeit der RPC am Wochenende ist das Geheimnis keines mehr: Der Uhrwerk-Verlag des verdienstvollen Patric Götz hat bei uns die Lizenz erworben, die vergriffenen Ordensbücher für ENGEL nachzudrucken. Des weiteren hat Uhrwerk ENGEL in sein Vertriebsprogramm übernommen und wird es künftig landauf, landab auf Conventions und Messen daheihaben und zu Verkauf & Probespiel anbieten.

Damit wird zunächst in Bälde alles von Feder & Schwert je publizierte Material zum Erzählspiel um die Sendboten des Herrn wieder verfügbar sein.

A Game of Thrones – das Rollenspiel: angespielt

ImageVor ein paar Tagen hatte ich Gelegenheit, das GoT-Rollenspiel von Green Ronin auszuprobieren, das ja noch in diesem Jahr bei Mantikor auf Deutsch erscheinen soll. Ich war Spieler in einer ganz ausgezeichneten Runde (schönen Gruß an Julia, Martin, Karsten und Ömel), die Lena Falkenhagen mit kundiger und leichter Hand leitete – ein insgesamt außerordentlich vergnüglicher Abend.

Nur: Es lag nicht am System.

Es lag zweifellos an der Spiellaune, am Szenario und an der SL. Das System ist schön, wenn es um Proben geht – hier kommt ein Roll-and-Keep-System ähnlich dem von 7th Sea oder Lot5R zum Einsatz, das schnell, übersichtlich und nachvollziehbar ist. Aber das Kampfsystem ist so ungelenk, dass es mit den Worten “unhandlich und nutzlos” noch freundlich beschrieben ist. Und noch schlimmer: GoT verfügt über ein parallel dazu aufgebautes System zur Abwicklung von Intrigen und “social combat”. Pfui Spinne!

Julia und ich werden auf der Ostermühle ein multiparalleles Doppelszenario mit dem Spiel anbieten, dann melde ich mich wieder mit Anmerkungen von der Spielleiterseite.

Bis dahin: klare Kaufempfehlung frü Companion und Nightwatch-Quellenbuch, aber ein “Finger weg” für das Regelwerk.

Freaks like us

Nach 10 äußerst erholsamen Tagen mit Julia und zeitweise bis zu knapp 70 anderen „Freunden des österlichen Wendlandes“ in der Proitzer Mühle – inmitten von Rundlingsdörfern und Castor-Widerstand – bin ich seit heute wieder am Schreibtisch. Zehn wohltuende Tage sind vorbei, in denen O2 vor der Sendemastenleere im Landkreis Lüchow-Dannenberg kapitulierte und mir weder Surfstick noch Handy etwas nutzten.

In dieser Zeit war ich (unter anderem) FBI-Agent, Cthulhu-Kultist, Besitzer eines Sushi-Imbisses, bronzezeitlicher Tyrann, jüdischer Superheld im Kampf gegen Nazis, ein Monsteraffe, der Tokyo einnehmen wollte, ein Ermittler in den Welten H. P. Lovecrafts und ein Heiratsschwindler anno 2073.  Ich war Koch für Menschenmassen, Whisky- und Cidervernichter, Vielfraß, endlich mal wieder Langschläfer, Spätzubettgeher und vor allem mit der unvergleichlichen Julia wieder mal weit weg vom Alltag. In meinem Kopf, am Spielbrett und manchmal sogar ganz real.

Danke an alle Spielleiter, Mitspieler, Spielerklärer, Mitköche und -gourmets und flankierenden Osterurlauber. Es war mir ein Fest und hat gut getan. Die Welt bräuchte mehr Spinner wie uns. Rollenspieler an die Macht.

I’ll be back.

PS: Und kaum ist man mal ’ne gute Woche weg, verschwindet sang- und klanglos unsere geschätzte Praktikantin Daniela Elisabeth Tilg. Vielen Dank für alles und alles Gute, Daniela!

Quo Vadis, SPIEL?

Man sollte viel häufiger Abschied nehmen.

Wie ich darauf komme?

Nun, in der vergangenen Woche war ich zum ersten Mal seit 22 Jahren (!) nicht auf der SPIEL in Essen – und siehe da, es ist wie mit dem Abschied von der Fratzenkladde: Mir fehlt nichts.

An­fangs hatte ich dort als Teil des Standpersonals für Welt der Spiele gearbeitet, seit 1991 dann mit Feder&Schwert einen eigenen Stand gehabt.

20 Jah­re lang war die SPIEL ein jährlich wiederkehrendes Event – ein Gradmesser für wirtschaftlichen (Miss-)Erfolg, eine Drehscheibe der Branche, ein Ort des Austauschs mit Fans und Kritikern, aber auch Plattform sozialer Begegnungen mit Menschen, die man nur einmal im Jahr sah.

Natürlich war die SPIEL auch jedes Jahr D-Mark- und später Euro-Grab, auch für uns Aussteller. Ich habe zwar nicht wie so mancher Kunde auf diese Woche im Oktober hingespart und dann alles rausgehauen, aber Geld habe ich immer dort gelassen.

Die SPIEL war immer auch Trendbarometer: Während man in den 90ern den Aufstieg des Rollenspiels nachhalten konnte, indem man die entsprechenden Stände zählte (von wortwörtlich „eine Hand voll“ bis „na ja, Halle 6 eben“), verzeichnet ab dem Jahrtausendwechsel nur noch LARP Zuwächse.

In die­sem Jahr sah die Si­tua­tion in Halle 6 dem Vernehmen nach – s. auch Phantanews – äußerst trau­rig aus. Da wir uns weitgehend vom Rollenspiel verabschiedet haben, war es für uns schlicht unrentabel, einen Stand zu haben. Engel ist abgeschlossen, Warhammer in allen Inkarnationen durch den Heidelberger Spieleverlag bestens vertreten, und wegn der paar Romanverkäufe lohnt sich der Aufwand einfach nicht. Kostendeckend war die Messeehe nie, doch irgendwann geht die Schere einfach zu weit auf. Dass die reine Ausstellungsfläche mit jedem Jahr unaufhaltsam teurer wurde, erleichterte die Entscheidung nur noch. Aber auch andere nam­hafte An­bie­ter, bei­spiels­weise Leder-Joe, Mythodea und Maskworld, glänzten durch Ab­we­sen­heit.

Wenn man in diesem Zusammenhang betrachtet, dass die RPC wohl eher nur noch stattfand, weil der Veranstalter einen bindenden Mietvertrag mit der Messe-GmbH hatte, und die Fan­tasy­Days der größte Schlag ins Wasser seit dem Turmbau zu Babel waren, kann man, glaube ich, getrost orakeln, dass die Zeit der großen Conventions Geschichte ist. Ihre Attraktion ist in Zeiten, in denen ich online zu jeder Tages- und Nachtstunde mehr Auswahl habe, als selbst der größte Messestand je bieten kann.

Hinzu kommt eine völlige Unflexibilität der Veranstalter, denen es offenbar nicht um Vielfalt, sondern um schwarze Zahlen geht – ich weiß auch sicherer Quelle, dass mindestens einer der oben genannten Aussteller bei einem Entgegenkommen in puncto Standgebühren wiedergekommen wäre.

Dass der Ein­druck stimmt, der Rollenspiel-Bereich sei stets das un­ge­liebte Kind der Messe, das en­fant ter­ri­ble, das man zwar im­mer wie­der da­bei hat, aber den Ver­an­stal­tern tat­säch­lich nicht wich­tig ist und man sich keine ernst­haf­ten Ge­dan­ken darum macht, ob dort An­bie­ter fern blei­ben oder nicht, stimmt, steht zudem außer Frage. „Sie sind halt Freaks, aber ihr Geld nehmen wir gern …“

Mich jedenfalls wird man auch nächstes Jahr dort nicht sehen, wenn die SPIEL 30 wird. Ich komme dort nicht vor – was soll ich dann da?