Akademie der Sehnsucht

ImageSebastian Krämer wurde am 23. 12. 1975 in Ostwestfalen geboren und ist nach eigenem Bekunden „seitdem (von wenigen Jahren des Erwerbs grundlegender Lebensfunktionen abgesehen) Sänger und Dichter.“ Seit seinem 1997 erschienenen, auf dem Jugendhof Vlotho (unter-)produzierten, längst vergriffenen Debütalbum „Wird nicht mehr passieren“ hat der Chansonnier und Liedermacher wahrlich einen weiten Weg zurückgelegt. Sein Werk „Akademie der Sehnsucht“ kommt zweigeteilt daher: Die erste CD, „Theoretischer Teil“ betitelt, ist ein Studioalbum, die zweite, der „Praktische Teil“, enthält Livemitschnitte aus den Jahren 2009 und 2011 aus Berlin und Düsseldorf. Und um es gleich vorwegzunehmen: Auf beiden präsentiert sich Krämer durchaus als feine Ausnahmen in der musikalisch-textlastigen Kleinkunstlandschaft. Einige Stücken liegen offenbar erst jetzt in einer Studiofassung vor. Das gilt zum einen für das herrliche „Mitleid mit Satan“, einem sehr einseitigen Dialog Krämers mit einem „schwulen Realschülerpack-Satanisten“. Zu anderen gilt es für „Darmstadt“, eine schräge Unliebeserklärung – nein, nicht an die südhessische Stadt, sondern an den dort ansässigen todgeweihten Bekannten Jens. Beide unterscheiden sich live und im Studio nicht wesentlich voneinander, so dass es des Doppelpacks nicht bedurft hätte.

Aber der Reihe nach und zunächst zum „theoretischen Teil“: Der beginnt mit „Das Ding, das die Treppe runtergehen kann“, einem mit Streichern und Bläsern daherkommender Nummer, die doch arg schlagermäßig anmutet. Krämer ist ihr eher bei Heinz Erhard als bei Hagen Rether: „Ich meine dieses Ding/das die Treppe runtergehen kann-/Und es macht ssssss, ssssss … Kenn’ se das nicht?“ Dazu dröhnt Blechgebläse wie im evangelischen Posaunenchor, konterkariert von einem nervösen Schlagzeug. „Es ist im Grunde ‘ne Spirale/es gibt dicke und ganz schmale“. Kein starker Einstieg, aber auch nicht übel. Die zweite Nummer ist „Beate“, ein leises Lied mit einem sehr stimmungsvollen Cello-Piano-Dialog. „Die schönsten sind nie die korrekten Zitate“ singt der Lehrersohn da – wie wahr, Herr Krämer!

Die Musik Krämers ist in den guten Momenten klassisch-konzertant (seine Qualitäten als Pianist sind spätestens nach der Live-CD sehr klar) oder ironisch latin-inspiriert, in den (selteneren) schlechten aber von schlimmer Schunkeloberflächlichkeit, die sich auch mit dem Argument einer spöttischen Brechung nicht rechtfertigen lässt. Textlich hingegen trifft fast alles ins Schwarze – ob getriebene Bosheit oder Sentimentalität, aggressiven Spott oder manchmal eben auch Spaß am Nonsens, was Krämer schreibt, nimmt man ihm ab.

Nach intensivem Hören des „praktischen Teils“ ist klar: Liveauftritte sind Krämers eigentliche Stärke. „Elfenborn“ etwa, ein Stück Kindheitsreminiszenz, kommt so echt und glaubwürdig über die Rampe, dass man die Beklemmung beim Erinnern mitspüren kann. Nicht, weil Krämer so ein toller Sänger wäre – tatsächlich ist seine Art zu singen nicht unbedingt ein Grund, ihm zuzuhören. Sondern weil er großartig textet, mustergültig Klischees auf den Kopf stellt und Plattitüden meidet wie der Satanist aus „Mitleid mit Satan“ das Weihwasser. Die Texte beider Platten wissen zu überzeugen, und wenn Krämer sein preisgekröntes „Deutschlehrer“ in den Saal wütet, schlägt sein Frust über das allenthalben zu beobachtende Schindludertreiben mit der Sprache seine Krallen wuchtig ins Publikum.

Kurzum: Live eher Hagen Rether, ist Krämer im Studio eher die männliche Antwort auf Anett Louisan. Was nicht schlimm ist und nur manchmal schade. Die Doppel-CD kann man kaufen, live sehen sollte man ihn definitiv.

A Game of Thrones – das Rollenspiel: angespielt

ImageVor ein paar Tagen hatte ich Gelegenheit, das GoT-Rollenspiel von Green Ronin auszuprobieren, das ja noch in diesem Jahr bei Mantikor auf Deutsch erscheinen soll. Ich war Spieler in einer ganz ausgezeichneten Runde (schönen Gruß an Julia, Martin, Karsten und Ömel), die Lena Falkenhagen mit kundiger und leichter Hand leitete – ein insgesamt außerordentlich vergnüglicher Abend.

Nur: Es lag nicht am System.

Es lag zweifellos an der Spiellaune, am Szenario und an der SL. Das System ist schön, wenn es um Proben geht – hier kommt ein Roll-and-Keep-System ähnlich dem von 7th Sea oder Lot5R zum Einsatz, das schnell, übersichtlich und nachvollziehbar ist. Aber das Kampfsystem ist so ungelenk, dass es mit den Worten “unhandlich und nutzlos” noch freundlich beschrieben ist. Und noch schlimmer: GoT verfügt über ein parallel dazu aufgebautes System zur Abwicklung von Intrigen und “social combat”. Pfui Spinne!

Julia und ich werden auf der Ostermühle ein multiparalleles Doppelszenario mit dem Spiel anbieten, dann melde ich mich wieder mit Anmerkungen von der Spielleiterseite.

Bis dahin: klare Kaufempfehlung frü Companion und Nightwatch-Quellenbuch, aber ein “Finger weg” für das Regelwerk.

Was lange währt, wird endlich … Blut

sookie 3 - club dead neuZähe Verhandlungen waren es wahrlich,  doch nun ist es wahr: Die bei uns erschienen True-Blood-Originaltrilogie von Charlaine Harris erscheint als Hörbuch bei Audible.

Auch die E-Book-Rechte konnten wir uns sichern – Sookies frühe Abenteuer sind also nun digital auf allen Plattformen zu haben.

Darauf einen Schluck synthetisches Blut!

Steenbergen auf der Couch

teufelsackerDie Phantastik-Couch hat sich in Gestalt ihrer Rezensentin Anja Helmers unseres Teufelsackers angenommen. Lest selbst:

Drei Fuhrleute mühen sich mit ihrem Karren durch Wald und Flur, um Bauholz und Steine zum Münster zu Gleidebach zu bringen. Die Basilika soll um einen repräsentablen Chor erweitert werden und Abt Theoderich ist glücklich, für diese Aufgabe den bekannten Baumeister Gerhard von Rile gefunden zu haben. Als die Fuhrleute den Gemeindewald verlassen, werden sie von einer unsichtbaren Gestalt angefallen. Kurz darauf findet Katharina, die sechzehnjährige Tochter des Bauern Bruno, beim Brunnen ihren schwerverletzten Onkel Anton. Der Mann ist übel zugerichtet, irgendjemand hat ihm am ganzen Körper tiefe Schnitte zugefügt. Anton berichtet, dass ein Dämon sie auf dem Weg zum Münster überfallen hätte und dass die beiden anderen Fuhrleute tot seien. Bruno schickt seine Tochter zur Abtei, um Hilfe zu holen, damit ein heilkundiger Mönch die Wunden Antons versorgt. Außerdem soll sein Knecht den Grafen von Kessel informieren, dass sich ein wildes Tier oder eine Räuberbande in der Gegend herumtreibt.

Heinrich von Kessel, der Sohn des Landvogts, wurde sehr zu seinem Verdruss von seinem Vater ins Kloster gesteckt, um bei den Mönchen des Benediktinerordens zu lernen. Das triste und harte Klosterleben gewinnt für Heinrich erst dann einen Anreiz, als er dem großen Baumeister Gerhard als Gehilfe zugeteilt wird. Als er sich auch noch um die Aufklärung des Verbrechens kümmern soll, beginnt für ihn eine aufregende Zeit.

Das Buch beginnt mit einer atmosphärischen Szene, die gleich alle Register zieht und die Grundlage für die folgende kriminalistische Suche nach dem Übeltäter schafft. Der Korndämon treibt sein Unwesen auf den Feldern des Bauern Bruno und gefährdet nicht nur seine Existenz, sondern bedroht die ganze Gemeinde.

Geschickt verbindet Carsten Steenbergen die aus dem Brauchtum als Kinderschreck bekannte Gestalt eines Korngeistes mit der Legende um die Gründung des Mönchengladbacher Münsters. Mit dieser originellen Idee erschafft er einen stimmungsvollen Gruselroman, der zum Genre Mystery gehört. Das Leben der Bauern, der Alltag des Klosterlebens und der Ausbau des Münsters erscheinen bildhaft vorm Auge des Lesers. Die sympathischen Protagonisten werden ausführlich aus der Sicht des allwissenden Erzählers eingeführt, ihr Beziehungsgeflecht einfühlsam vorgestellt.

Dabei benutzt der Autor einen altmodischen, adjektivlastigen und ausholenden Erzählstil.
Begriffe wie beispielsweise: eilfertige Rede,schmucker Knecht, erfahrener Kämpe, vorwitziges Weib usw. suggerieren einen mittelalterlichen Touch. Leider schleichen sich aber immer wieder Redeweisen oder Begriffe ein, die viel zu modern klingen.

„Die Wunden müssen effektiver versorgt werden, als Vater es vermag“, sagt Katharina zur Magd Maria. Ob eine einfache Bauernmagd das Wort ´effektiv´ kennt, darf bezweifelt werden, genauso, dass der Knecht Karl das Lob des Bußpredigers verstanden hätte, als dieser meint: „Das war eine rhetorische Meisterleistung, mein Freund.“

Sicherlich ist das eine Geschmackssache, aber für mich haben der altbackene Erzählstil und die weitschweifigen Gedankengänge der Protagonisten zu einem ärgerlichen Spannungsabbau geführt.

Die Geschichte verläuft geradlinig, der Leser besitzt teilweise einen Wissensvorsprung gegenüber den Protagonisten, und da die Schurken von Anfang an deutlich negativ dargestellt werden, kommt es zu keinen großen Überraschungen bei der Auflösung des Rätsels. Die Protagonisten, allen voran Heinrich, handeln manchmal arg naiv und Kommissar Zufall hilft aus. Der Showdown ist trotz allem spannend und bietet gelungene Action.

Als störend habe ich manche unplausiblen Verhaltensweisen und unstimmige Details empfunden, die mit einem gründlicheren Lektorat sicher hätten behoben werden können. Beispielsweise wird aus Brunos einfachem Bauernhof plötzlich an manchen Stellen ein Gutshof. Anfangs erfährt der Leser, dass Bruno zwei Knechte, Johann und Karl, und eine Magd namens Maria hat, dann wieder ist im Text die Rede von Brunos Knechten und Mägden. Ein einfacher Bauer im Mittelalter wird kaum über ein großes Gesinde verfügt haben. Warum im Herbst das Korn noch auf den Feldern steht, obwohl Getreide im Hochsommer geerntet wird, wird ebenfalls nicht erklärt. Ein Gewitter an einem unbeständigen, kalten und nassen Herbsttag erscheint ebenso merkwürdig wie Brunos Verhalten, ausgerechnet seinen einzigen Schatz, nämlich seine Tochter Katharina, in die dunkle Nacht zur Abtei zu schicken. Warum setzt er seine Tochter der Gefahr aus, dem Unhold zu begegnen, obwohl es sinnvoller gewesen wäre, den Knechten diese Aufgabe zu überlassen? Beim Tagesablauf der Mönche heißt es an einer Stelle, sie würden zur vierten Stunde geweckt, und an anderer Stelle steht, dass sie bei Sonnenaufgang zur ersten Messe gerufen werden. Im Herbst geht die Sonne aber ganz bestimmt nicht um vier Uhr Morgens auf.

Wem solche Details nicht auffallen, oder wen es nicht stört, bekommt mit Teufelsacker einen lesenswerten Schauerroman ohne allzu großen Horroranteil, mit einer netten Liebesgeschichte und sympathischen Protagonisten.

Erben des Schwarzen Eises

Fast zwei Jahre ist es her, da klingelte eines sonnigen Nachmittags das Telefon, und Mario Truant, Verlagsleiter bei Ulisses Spiele, fragte mich, ob wir Lust hätten, eine dreiteilige Abenteuerreihe für Das Schwarze Auge in der Tradition der großen DSA-Chroniken zu konzipieren. Anders als bei Die Verdammten des Südmeers, unserem ersten Ausflug nach Aventurien, bekam Feder&Schwert diesmal sogar einen gewissen Spielraum, um aventurische Geschichte zu schreiben beziehungsweise zu beeinflussen.
Wir sagten zu, und Holger und ich erstellten ein Grobkonzept, das Mario unter dem Namen „Rot und Weiß“ in seine Planung aufnahm. Das war keine Anspielung auf jemandes Pommes-Frites-Lieblingsvariante; „Rot“ stand für die Tatsache, dass wir uns allein auf die Basisregeln stützen sollten, und „Weiß“ für den vereinbarten Schauplatz: den Hohen Norden Aventuriens. Dann ging es los.
Im Frühsommer 2011 konkretisierten wir unsere ersten Ideen in einer größeren Runde. Schnell wurde klar, dass wir uns direkt im Anschluss an die in der Regionalspielhilfe Im Bann des Nordlichts geschilderten Ereignisse bewegen wollten. Der unvergleichliche Daniel Simon Richter wurde uns als Bandredakteur zugeteilt und nickte diese Idee dankend ab.
Der Sommer 2011 war dann geprägt von Teamsitzungen bei F&S und allerlei Veränderungen. Manche Ideen wurden beschnitten, andere fielen der Tatsache zum Opfer, dass ähnliche Themen bereits in parallel entstehenden DSA-Publikationen beackert wurden.
Bald stand fest, dass Hendrik Seipp das Trio der konkret am ersten Band Arbeitenden vervollständigen würde, und zu dritt feilten wir die Handlung der Kampagne aus, erörterten und verwarfen allerhand Ideen und gebaren ebenso viele neue und gaben den Texten ihre (vorläufig) endgültige Form. Allerlei Unvorhergesehenes geschah auf dem Weg: Daniel änderte beispielsweise en route die Religionszugehörigkeit eines zentralen NSCs. Gleichzeitig führte die Suche nach geeigneten Klängen dazu, dass Hendrik mir … Dinge … vorspielte, deren Existenz ich nicht einmal geahnt hatte.
Doch all das gehört nun der Vergangenheit an – Frostklirren, der erste Band unserer Trilogie Erben des Schwarzen Eises, ist in Druck. Der zweite Band, Feuerbringer, ist im Lektorat bei Ulisses. Julia, Oli, Hendrik und ich feilen an den letzten kleinen Details von Band 3, Tauwetter. Noch gibt es keinen genauen Veröffentlichungstermin, aber es hat schon mal Riesenspaß gemacht, an meine rollenspielerischen Wurzeln zurückzukehren … also auf zu meinem Beitrag zu Band 3!

Überraschend ..

… aber manchmal kann die Fratzenkladde auch toll sein. Nun hänge ich schon so lange mäkelnd und quengelnd, ab und an gar nörgelnd dort herum, und was finde ich heute? In der Freundesliste einer Freundin eine lang enicht gesehene alte Bekannte. Ping – Freundschaftsanfrage – Ping .- gleich zurück (gell, Birgit?). Eine Kleinigkeit, aber ich freue mich – und mag diesen vierten März 2013 gleich noch ein bisschen lieber.